H5P Mark the Words

Mit H5p Mark the Words sollen Lernende aus einer längeren Textpassage eine bestimmte Kategorie von Wörtern mit einem Klick markieren. Für jede richtige Kennzeichnung gibt es einen Punkt, für jede falsche Markierung wird ein Punkt abgezogen. Negative Punkte gibt es aber nicht: 0 Punkte ist das Minimum.

H5P Mark the Words Icon

Technisch ist eine H5P Mark the Words-Übung extrem einfach zu gestalten. In einem Text werde jene Wörter, die zu markieren sind, mit einem Stern vor und nach dem Wort markiert.

Anwendungsgebiete für H5P Mark the Words

Didaktisch gesehen, gibt es verschiedene Möglichkeiten für den sinnvollen Einsatz von H5P Mark the Words:

Text sorgfältig lesen und (Merk-)Wörter hervorheben

Einige Beispiele, die ich im Internet gefunden habe:

Der didaktische Nutzen dieses Übungstyp besteht vor allem darin, dass der Text sorgfältig gelesen wird und eine bestimmte Kategorie von (Merk-)Wörtern hervorgehoben wird.

Das ist jedoch aus meiner Sicht für selbstgesteuertes Lernen von Erwachsenen nicht besonders wertvoll (Ausnahme: Sprachen lernen, siehe nächsten Abschnitt). Studien haben nämlich gezeigt, dass Anzeichnen, Unterstreichen etc. nicht so effektiv sind, wie eigenständige Zusammenfassungen (Brown et al., 2014)1. Aus diesem Grund ist wahrscheinlich der von Oliver Tacke entwickelte Inhaltstyp zur Cornell-Methode zweckmäßiger (Siehe: Say hello to H5P Cornell Notes). Aber auch der noch nicht fertige Structure Strip Inhaltstyp scheint mir besser geeignet zu sein, die Merkleistung zu verbessern. Der Grund liegt darin, dass eine aktivere/kreativere Auseinandersetzung mit dem Text sich stärker einprägt, als das relativ passive Unterstreichen/Markieren.

Prototypisch ist Sprachenlernen, v.a. Grammatik-Übungen

DIE prototypische Anwendung von H5P Mark the Words findet sich im Sprachenlernen, wenn z.B. gefragt wird:

Generell: Textverstehen

Andere Einsatzmöglichkeiten konzentrieren sich ganz allgemein auf Textverstehen, indem z.B. verlangt wird: Markiere die Schlüsselwörter im Text.

Richtiges Wort auswählen/markieren

H5P Mark the Words kann in allen Aufgabensammlungen verwendet werden (Branching Szenario, Course Presentation, Column, Interactive Video and Question Set).

In all den erwähnten Übungssammlungen kann zwar Fill in the Blanks aber nicht Advanced Fill the Blanks genutzt werden. Das hat den Nachteil, dass es keine Möglichkeit gibt Lücken über eine Auswahlliste (Drop-Down Menü) zu füllen. Die freie Texteingabe für eine Lücke bei Fill in the Blanks hat aber den Nachteil, dass von den EntwicklerInnen der Übung vorher gesehen werden muss, welche alternative Lösungstexte möglich sind. Das hat mich auf einen speziellen Anwendungsfall für H5P Mark the Words gebracht:

Ich mache richtige und falsche Lösungsmöglichkeiten deutlich sichtbar. Entweder indem ich Großschreibung verwende und/oder eckige Klammern verwende. Die verschiedenen Optionen trenne ich deutlich durch einen Schrägstrich. Das nachfolgende Beispiel demonstriert einen solchen Anwendungsfall:

Aus verschiedenen Gründen ist diese Nutzung von H5P Mark the Words keine echte Alternative zu Advanced Fill the Blanks.2 Ein Text mit mehreren Antwortmöglichkeiten wird bei dieser Nutzung von H5P Mark the Words nämlich bald unübersichtlich. Auch muss der Text geschickt formuliert werden, damit die Auswahl sich auf die entscheidenden Wörter beschränkt. Abgesehen davon, dass diese Form einer Auswahlantwort visuell wenig ansprechend ist, gibt es vor allem keine detaillierte Rückmeldung. Ich nutze es daher meistens – wie im obigen Beispiel – bei der Möglichkeit einer Verwechslung zweier Optionen.

Mögliche Erweiterungen von H5P Mark the Words

Es gibt bei der aktuellen Version keine Möglichkeit eines individualisierten Feedbacks. Deshalb lässt sich nichts erklären und es gibt auch keine gute Möglichkeit H5P Mark the Words zum Auffinden falscher Wörter zu verwenden. Es wäre z.B. schön, wenn Fehler in der Groß- und Kleinschreibung nach der neuen deutschen Rechtschreibung gesucht werden könnten.

Damit so etwas möglich ist, wären meiner Ansicht nach folgende Erweiterungen nötig:

  • Falsche Wörter markieren: Das ist in der Darstellung dann etwas trickreicher, weil natürlich das richtig geschriebene Wort angezeigt werden soll. Es wäre dann aber auch zwei weitere Funktionen vorzusehen:
    • Komplett richtigen Text zurück zu melden und
    • jeden (möglichen) Fehler individuell erklären zu können.
  • Falsche durch richtige Wörter ersetzen: Das wäre eine besonders wertvolle Erweiterung, weil damit nicht nur (passiv) markiert wird, sondern auch als gedankliche Eigenleistung eine geeignete Alternative formuliert werden müsste. So wären z.B. Synonyme, Antonyme oder andere textliche Ausbesserungen möglich.

Alternative Inhaltstypen am Beispiel der Groß- und Kleinschreibung

Die Möglichkeit falsch/richtig in einem Text entscheiden zu können, wäre mit meiner oben dargestellten zweckentfremdeten Anwendung möglich: Als Demonstration dafür zeige ich ansatzweise eine Übung zu den Regeln der Groß- bzw. Kleinschreibung in der neuen deutschen Rechtschreibung.

Groß- und Kleinschreibung mit H5P Mark the Words

Groß- und Kleinschreibung mit Advanced Fill the Blanks

Das ist natürlich nicht ideal und wäre mit einer Advanced Fill the Blanks-Aufgabe ebenfalls und wahrscheinlich besser zu erledigen. Aber das geht leider nicht, weil Advanced Fill the Blanks keinen Unterschied zwischen Groß- und Kleinschreibung macht!!!3

Groß- und Kleinschreibung mit Fill in the Blanks

Da es sich hier jedoch nur um einen einzigen unterschiedlichen Buchstaben handelt, scheint auf dem ersten Blick vielleicht die einfache Fill in the Blanks-Übung gut geeignet.

Das Problem mit der Fill in the Blanks-Aufgabe ist es, dass der gesamte Text verstanden werden muss. Und das ist bei mehreren hintereinander geschalteten Lücken extrem schwierig. Statt einer Übung zur Groß- und Kleinschreibung muss vorher der Text erraten werden. Das ist aber im gezeigten Beispiel didaktisch sinnlos.

Groß- und Kleinschreibung mit Mark the Letters

Mark the Letters ist kein "offizieller" H5P Inhaltstyp. Er kann aber von der H5P.org-Seite herunter geladen werden.

Leider ist auch diese Variation für mein Beispiel nicht brauchbar: Mark the Letters zerlegt den ganzen Text in einzelne Buchstaben und verlangt nach richtigen Antworten.

Wird also ein Text mit falscher Groß- und Kleinschreibung präsentiert, dann müssen entweder die falschen Buchstaben markiert werden. Sie erscheinen dann aber bei der Lösung grün und mit einem Häkchen versehen, was eindeutig eine irreführende Rückmeldung ist. Oder umgekehrt: Es werden alle richtigen groß- oder klein geschriebenen Wörter markiert, dann bleiben die unrichtigen Wörter im Text falsch stehen. Beide Varianten sind didaktisch daher nicht brauchbar.4

Zusammenfassung

Mit H5P Mark the Words lassen sich sehr einfach bestimmte Wörter aus längeren Textpassagen markieren. Das ist insbesondere für das Textverstehen in der Unterstufe aber auch beim Sprachenlernen generell interessant. Ich zeige auch eine anderen Anwendungsmöglichkeit, wo H5P Mark the Words als eine Übung zum Auswählen von Alternativen in wissenschaftlichen Texten benutzt wird.

Abschließend diskutierte ich verschiedene Erweiterungsmöglichkeiten: Sie basieren alle darauf, dass nicht richtige, sondern falsche Wörter markiert werden. Als prototypisches Beispiel entwickle ich eine Übung zur deutschen Groß- und Kleinschreibung. Es zeigt sich, dass es dafür bisher keinen gut geeigneten Inhaltstyp gibt. Die von mir vorgeschlagene Erweiterung – nämlich H5P Mark the Words zum Markieren falscher Wörter zu benutzen – könnte diese Lücke schließen.

Fußnoten

  1. Brown, P. C., Roediger, H. L., & McDaniel, M. A. (2014). Make it Stick: The Science of Successful Learning. Harvard University Press.
  2. Aus diesem Grund hoffe ich sehr, dass Advanced Fill the Blanks möglichst bald in die Sammelaufgaben eingebunden wird!
  3. Das habe ich selbst nicht gewusst und erst beim Erstellen einer entsprechenden Übung bemerkt!
  4. Nebenbei hat Mark the Letters auch noch den Fehler, dass im Einleitungstext jedes Wort mit Großbuchstaben beginnt. Außerdem ist eine Rückmeldung vorgesehen, die aber – soweit ich es bisher probiert habe – nicht richtig funktioniert.

Von Peter Baumgartner

Seit mehr als 30 Jahren treiben mich die Themen eLearning/Blended Learning und (Hochschul)-Didaktik um. Als Universitätsprofessor hat sich dieses Interesse in 13 Bücher, knapp über 200 Artikel und 20 betreuten Dissertationen niedergeschlagen. Jetzt in der Pension beschäftige ich mich zunehmend auch mit Open Science und Data Science Education.

4 Antworten auf „H5P Mark the Words“

Danke, prima. Solche Meta-Kommentare können Sie aber vor mir aus in Zukunft im Anschluss gern löschen, da sie ja nichts zu einer inhaltlichen Diskussion beitragen.
Ich habe den Artikel auch mal an eine befreundete Sprachenlehrerin weitergeleitet. Soweit ich mich erinnere, war dort ein Problem, dass man bei „Mark the Words“ nicht mehrere zusammenhängende Wörter zur Markierung vorsehen kann (z.B. bei der Aufgabe, eventuell auch zusammengesetzte Verben zu markieren), bzw. durch den Mouse-Over-Effekt sofort sichtbar wird, dass hier eine Zusammensetzung markiert werden soll. An Details kann ich mich aber auch nicht mehr erinnern.

„Solche Meta-Kommentare können Sie aber vor mir aus in Zukunft im Anschluss gern löschen, da sie ja nichts zu einer inhaltlichen Diskussion beitragen.“

Ok, danke. Mache ich beim nächsten Mal!

„…bei „Mark the Words“ nicht mehrere zusammenhängende Wörter zur Markierung vorsehen kann“

Ja, das stimmt. Das ist eine (weitere) Beschränkung: „Mark the Words“ ist eigentlich nur zum Markieren von einzelnen Wörtern geeignet. Es ist zwar möglich, dass mehrere Wörter durch Sterne (hinten und vorne) zum Markieren vorgesehen werden, aber ein Mouse-Over-Effekt zeigt dies an. Und es lässt sich dann wirklich nur diese vorgesehene Textpassage (und nicht ein einzelnes Wort daraus) markieren.

(Ich habe mal im Source Code nachgeschaut. Soweit ich den Code verstehe: Der selektierbare Zeichenstring im gesamten Text wird durch Space, Carriage Return und Linefeed markiert. Sterne „überschreiben“ dies und können daher nicht innerhalb des Wortes – z.B. um einen Buchstaben zu markieren – verwendet werden.)

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